Geschichte
Quelle: Stadt Lichtenfels
Dieses schöne Büchlein entstand 2005 als erstes der Initiative "Forum Stadtteile" der Stadt Lichtenfels als eines der Hefte zur Heimatgeschichte. Zahlreiche Abbildungen der vergangenen Zeit schmücken die spannenden Texte über die Geschichte und der Neuzeit.
Das Heft kann über das Stadtarchiv der Stadt Lichtenfels käuflich erworben werden.
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Den wenigsten Besuchern wird bekannt sein, dass sie in Kösten ein uraltes Siedlungsgebiet betreten. "Uralt" ist wirklich nicht übertrieben, befand sich doch auf der Schotterterrasse hinter dem Ortskern von Kösten bereits vor ca. 100 000 Jahren ein Werkplatz, eine Art Waffenschmiede altsteinzeitlicher Jäger. Vorgeschichtliche Funde wie Faustkeile und Blattspitzen aus Kösten befinden sich heute in fast allen namhaften vorgeschichtlichen Sammlungen Europas.
In geschichtlicher Zeit tritt Kösten schon sehr bald als Wohnplatz in Erscheinung. In alten Fuldaer Klosterurkunden wird der Ort bereits im 9. Jahrhundert unter dem Namen "Quostina" erwähnt. In der Banzer Klosterstiftungsurkunde von 1070 heißt er "Costanesdorf" und 1126 wird er "Quostene" genannt. Woher der Name stammt, was er bedeutet, wird allerdings wohl nie ganz zu ergründen sein. Die einen Forscher meinen, der Name sei von "Kastanienhain" abzuleiten, andere Forscher dagegen vertreten die Meinung, der Urname führe auf "Walddorf" oder "Waldbach" zurück.
Die Geschicke des Dorfes sind eng verbunden mit dem Kloster Banz. Vom Jahre 1070 bis 1803, also über 700 Jahre hinweg, unterstand Kösten mehr oder weniger dem Kloster. So lag die Dorfgerichtsherrschaft in den Händen des Klosteramtes Banz. Die polizeiliche Hoheit übte der Klostervogt aus, welcher allerdings verpflichtet war, in schweren Fällen den aufgegriffenen Täter an den bischöflichen Vogt in Lichtenfels abzuliefern. Neben den Zehntabgaben an das Kloster Banz verlangte auch der Bischof von Bamberg regelmäßige Abgaben der Bauern. Später war das fürstliche Steueramt Banz für Kösten zuständig. Die kirchliche Betreuung dagegen erfolgte von der katholischen Pfarrei Altenbanz aus. Manchen mag das verwundern. Aber Altenbanz war kirchlich gesehen älter und bedeutender gewesen als Banz . Altenbanz ist eine der Urpfarreien des Bistums Würzburg aus dem 9. Jahrhundert. Erst 1911 schloss sich Kösten der Pfarrei Lichtenfels an. Im Laufe der Jahrhunderte blieb auch Kösten nicht von schlimmen Tagen verschont. So gäbe es einiges über Plünderungen, Raub und Brand im Bauernkrieg zu berichten.
Aber auch der Schwedenkrieg verschonte den Ort nicht. Ein großer Teil der Häuser wurde zerstört und musste nach dem Krieg wieder mühselig aufgebaut werden.
Über die Größenentwicklung des Ortes ist nicht allzuviel bekannt. 1547 z.B. zählte Kösten 28 Anwesen. Vor einem halben Jahrhundert noch war Kösten ein reines Bauerndorf. Doch dann siedelten sich immer mehr Arbeiterfamilien an. Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich die Struktur der Ortschaft. Die Entwicklung der letzten Jahre ist durch eine starke Bautätigkeit auf dem Wohnhaussektor gekennzeichnet. Manch neues Siedlungsgebiet entstand. Kösten entwickelte sich zu einem schmucken Ortsteil der Stadt Lichtenfels, in die es 1975 eingemeindet wurde.
Im Zuge der kommunalen Neuordnung im Freistaat Bayern verlor die Gemeinde Kösten, zu der seit 1818 auch die Ortschaft Schönsreuth gehörte, seine Eigenständigkeit und ging in der Stadt Lichtenfels auf.
Wie man in den Blättern der Geschichte liest, war das nachbarschaftliche Verhältnis zur Stadt Lichtenfels über Jahrhunderte hinweg nicht gerade gut gewesen. Lange Zeit war das Hut- und Weiderecht zwischen Lichtenfels und Kösten umstritten. 1666 wurde z.B. deswegen dem Köstner Hirten eine Kuh gepfändet. 1767 fielen die Lichtenfelser unter Führung ihres Vogts in das Dorf ein und beschlagnahmten gewaltsam Feldfrüchte.
1718 beschwerte sich der Prälat in Banz beim Vogteiamt Lichtenfels, dass dieses widerrechtlich den Klosteruntertan Nikolaus Müller zu Kösten arretierte. Ein letzter Fall ereignete sich 1785 bei der Kirchweih in Kösten. Die Platzburschen unterstanden sich, fremdes, nicht in Lichtenfels gebrautes Bier auszuschenken. Die Lichtenfelser fielen aufgrund ihrer Privilegien in das Dorf ein und beschlagnahmten das "auswärtige Getränk". Ab Mitte des vorigen Jahrhunderts aber entwickelten sich die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Beziehungen zur Stadt Lichtenfels immer enger und herzlicher.
1851 wurde Kösten dem Landgericht Lichtenfels unterstellt und 1911 erfolgte, wie schon erwähnt, der kirchliche Anschluss an die Pfarrgemeinde Lichtenfels. Mit dem Ausbau der Straße im Jahre 1930 unter Umgehung des Bergteils rückte das Dorf noch näher an die Stadt. Die Eingliederung der Gemeinde Kösten in die Stadt Lichtenfels im Jahre 1975 verlief harmonisch, und heute fühlen sich die "Köstner", die ihre kulturelle Eigenständigkeit bewahren durften, als Lichtenfelser Städter sehr wohl.
Schon die eiszeitlichen Jäger und Fischer hatten die schöne und günstige Lage von Kösten erkannt. Heute bildet Kösten ein beliebtes Ausflugsziel.
Wer den einsamen Höhenweg über den "Roten Hügel" zur "Schönsreuther Mühle" schon gegangen ist, weiß, dass er wohl kaum anderswo einen solchen herrlichen Blick auf das obere Maintal mit Lichtenfels, dem Kloster Banz, zum "heiligen Berg der Franken", den Staffelberg, und zur Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen werfen kann.
Und wer einmal das unter Naturschutz stehende "Köstener Gründla", ein romantisches Tal entlang des Weiherbaches von der Ortsmitte des Dorfes bis zur Schönsreuther Mühle, durchwandert hat, wird hier immer wieder gern Erholung suchen und Freude an der Natur finden.
Überzeugen Sie sich selbst von der herrlichen Landschaft am Obermain!